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Badminton − "Meine Damen und Herren ..." − schiedsen ist mehr als nur zählen!

Unbedarft meldeten wir uns − Dany und Katja − für den Schiedsrichterlehrgang 2019 im Badminton an. Das bisschen "schiedsen" kann doch wohl so schwer nicht sein: Ein paar Punkte zählen und sagen ob die Bälle drin sind...

Bei tristem Novemberwetter starteten wir unseren Ausflug ins Saarland genauer nach St. Ingbert. Warum ausgerechnet ins Saarland? Die Badmintonverbände des Saarlandes und Rheinhessen-Pfalz entschlossen sich, ihre Lehrgänge zusammenzulegen, um genügend Interessierte zu gewinnen. So fuhren wir an zwei Wochenenden nach St. Ingbert; nettes kleines Städtchen.

Was so beschaulich begann, entpuppte sich am ersten Tag als "Grauen". Der theoretische Teil war so umfassend, dass unsere Köpfe rauchten und wir uns fragten, auf was wir uns da eingelassen hatten. Neben Zahlen, Daten, Fakten, wie groß, lang, breit das Feld, das Netz und die Umgebung sein muss oder darf, was überhaupt ein Aufschlag ist und wie genau dieser ausgeführt werden darf bzw. nicht darf. Wie ein Federball auszusehen hat, gab es zahlreiche weitere Vorschriften, die wir so nicht erwarteten – und dabei spielen wir doch selbst schon jahrelang Badminton! Denn ein Schiedsrichter ist nicht nur für die Spieler da, sondern auch für die Zuschauer. Was bedeutet, dass ein Schiedsrichter bereits am Anfang des Spiels viel zu sagen hat und am Ende auch nicht viel weniger. Also einfach nur Punkte ansagen "is' nicht". Aber nicht vergessen: „Das Spiel gehört den Spielern!” und den Schiedsrichter soll man eigentlich überhaupt nicht wahrnehmen ...

Mit flauem Magen ging es am nächsten Tag ins "Trainingslager": Üben, während die anderen Teilnehmenden spielen und "rumpöbeln". Denn ein Badmintonschiedsrichter darf viele Karten zücken, ganze DREI. Eine gelbe, eine rote und sogar eine schwarze, was bedeutet, man schickt den Spieler zum "Duschen" (Disqualifikation). Die Anweisungen zum richtigen Zeitpunkt laut und deutlich zu sagen, währenddessen den Schiedsrichterzettel auszufüllen (jeder Punkt wird einzeln aufgeführt und dem jeweiligen Spieler zugeordnet) und gleichzeitig die Spieler sowie die Umgebung im Blick zu halten, hat uns fast verzweifeln lassen. Auch wenn wir sehr viel Spaß hatten, wurde uns am Ende des Tages bewusst, einmal im Jahr "schiedsen", um die Lizenz zu behalten, reicht nicht aus. Wir müssen üben, üben, üben! Was wir auch gleich in die Tat umsetzten und unsere Mannschaftskollegen im Training nervten und piesackten. Schnell mal anfangen oder ein paar Bälle schlagen, ging nicht mehr. Erst musste sich ordentlich begrüßt werden, dann eine Wahl durchgeführt und noch die "kleine" Ansage „Meine Damen und Herren, zu meiner Rechten..., zu meiner Linken ...; ... schlägt auf zu...; null beide, bitte spielen” abgewartet werden, bevor überhaupt der erste Punkt gespielt werden durfte. Danach musste auch noch eine Pause beim Stand von 11 Punkten eingelegt werden. So ein Spiel mit einem Schiedsrichter läuft halt ein wenig gemächlicher ab.

Für unsere Prüfungen wurden die Saarlandmeisterschaften am 07. und 08. Dezember auserkoren. Hier erwarteten uns neben vielen aufgeregten Spielern – für viele war es das erste Mal spielen mit einem Schiedsrichter – vier erfahrene Schiedsrichter und zwei Prüfer. Direkt beim ersten Spiel durften wir feststellen, dass auch gestandene Schiedsrichter Fehler machen (einhellige Aussage der Schiedsrichter und Prüfer: „Ein Spiel ohne einen Schiedsrichterfehler gibt es nicht!”), was etwas zu unserer Beruhigung zutrug. Und dann ging es für uns los: Samstag noch recht entspannt mit Rückmeldungen nach den Einsätzen, ging es Sonntag mit der schriftlichen Prüfung, gefolgt von weiteren praktischen Einsätzen fast gänzlich ohne Pause weiter. Den Höhepunkt bildete die Tatsache, dass wir das Finale und das Spiel um Platz 3 im Damendoppel "schiedsen" durften und dann im Anschluss endlich die erlösende Mitteilung: BESTANDEN!

Zwei Tage lang ganz ohne Sportkleidung − dafür aber in schwarzer Stoffhose, schwarzem Poloshirt und feinen Schuhen − auf einer gepolsterten Holzkiste stehend, sämtliche Bewegungen mit den Füßen ausgleichend und die Ballwechsel mit den entsprechenden Ansagen belegend, ist (fast) so anstrengend wie selbst auf dem Platz zu stehen. Doch es lohnte sich, denn am Sonntag konnten wir offiziell sagen „die TGM-Gonsenheim hat nun zwei Schiedsrichter im Badminton.”

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