
Corona und die Auswirkungen auf unseren Sport - Daniela Rohe im Interview
Autorin: Isabell Hach
Wir haben unsere hauptamtliche Diplom-Sportlehrerin Daniela zum
Interview gebeten und sie über ihre Einschätzung des durch
Corona-Reglementierungen geprägten Sportalltags befragt.
Reporter = Hallo Danny, vielen Dank, dass du dir Zeit für unser Interview nimmst. Wir alle haben im März ja quasi vom einen zum anderen Tag ein Sportverbot in der TGM auferlegt bekommen. Kannst du dich noch an diese Anfangszeit erinnern und uns sagen, was du dabei empfunden hast?
Daniela = Also ich muss sagen, mich hat das total überrascht. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Hallen so schnell geschlossen werden. Wir als TGM-Team waren dann natürlich erstmal verunsichert und wussten nicht was der nächste Schritt ist und wie man sich am besten verhalten sollte. Ich habe dann noch zwei Wochen Büroarbeit gemacht und bin in die Kurzarbeit gegangen. Das war zu Anfang eine recht angenehme Zeit. Aber recht schnell hat man gemerkt, dass einem die Arbeit und vor allen Dingen die Leute und die ganzen Teilnehmer in den Gruppen fehlen.
Reporter = Was glaubst du, war das schwerste für unsere Mitglieder?
Daniela = Ich glaube, auch für die Mitglieder war es sehr schwer, dass es von heute auf Morgen aufgehört hat und sie keinen Sport mehr treiben konnten. Der Sport ist bei ihnen ja auch im Alltag integriert und plötzlich fehlen die Freunde, die man hier im Sport getroffen hat, das Zusammensein in den festen Gruppen unter der Woche und das Miteinander in der TGM. Man war dann mehr an das eigene Zuhause gebunden, war viel drinnen und kam gar nicht mehr vor die Tür um frische Luft zu schnappen, den Kreisluft in Schwung zu bringen und bei den Gesprächen jetzt mit den Mitgliedern bestätigte sich, dass es eine sehr schwere Zeit für alle war.
Reporter = Was glaubst du, welche Altersgruppe war am härtesten betroffen?
Daniela = Ich glaube, die Älteren. Für viele Senioren ist der Sport ja das Einzige in der Woche, dass regelmäßig stattfindet. Und plötzlich ist da kein Termin mehr außerhalb und man sitzt alleine zu Hause. Man geht ja zum Einkaufen, hat da aber nicht unbedingt Freunde getroffen, mit denen man sich ausgetauscht oder etwas zusammen erlebt hätte. Das soziale Miteinander hat gefehlt.
Reporter = Sind alle Mitglieder dann alleine rausgegangen und haben Sport getrieben?
Daniela = Einige haben mir erzählt, dass sie unsere Videos angeschaut haben, aber nach einigen Wochen war die Energie dafür schon verbraucht. Im Wohnzimmer Sport zu machen ist nicht das gleiche, wie mit 20 oder 30 Leute in eine Halle zu gehen. Viele sind nach Draußen gegangen und sind gewalked oder gejoggt. Das Wetter war ja auch noch schön im Sommer.
Reporter = Gemeinsam wurden nach dem Lockdown von der TGM Videos für die „youtube-Generation” erstellt. Wie seid ihr auf die Idee gekommen und welche Resonanz gab es dazu?
Daniela = Die Resonanz war durchweg positiv muss ich sagen. Viele habe sich daran für ihr Heimtraining orientiert und für viele war das die ersten Wochen nach dem Lockdown ein Anhaltspunkt, wie man weiterhin Sport treiben konnte. Ich persönlich fand es sehr schön, dass wir viele Zielgruppen angesprochen haben und die Inhalte so vielfältig waren. Dadurch haben viele die Videos auch öfter angesehen. Das erste Video zum Beispiel hat 2.300 Klicks bekommen.
Reporter = Sind solche Videos die Zukunft für die Vereine?
Daniela = Ich persönlich denke das nicht. Unsere Mitglieder sind ja im Verein, um in einer Gruppe Sport zu treiben und nicht alleine daheim zu trainieren. Ich glaube, dass gerade der Gesundheitssport boomen wird und auch Kurse wie Pilates, Yoga oder auch Faszien-Training in Zukunft mehr gefragt sind.
Reporter = Wie war es, als der Sport dann im Mai wieder losging? Ihr als Festangestellte durftet dann ja noch nicht wieder zurück. Wer hat euch unterstützt?
Daniela = Ja, als Festangestellte waren wir relativ lange in der Kurzarbeit. Fitness- und Gymnastikgruppen sind bereits im Mai wieder gestartet und ich bin sehr froh, dass viele ÜbungsleiterInnen kurzfristig eingesprungen sind und erstmal die Gruppen übernommen haben, um für unsere TGM wieder einen Einstieg zu finden. Die Gruppen haben zunächst draußen stattgefunden und viele Übungsleiter haben sich abgewechselt. Das wurde von unseren Mitgliedern sehr gut angenommen. Das war dann wieder ein regelmäßiges Zusammenkommen mit den Sportfreunden in der Pfarrer-Grimm-Anlage.
Reporter = Wir merken es deutlich: Die Luft wird feuchter und die Finger draußen immer kälter. Wie ist der Plan für den Winter?
Ddaniela = Also, der Plan für den Winter sieht Folgendes vor: Viele Gruppen werden mit Sicherheit in die Hallen reingehen müssen, weil es ja im Winter auch sehr früh dunkel wird. Wenn die Gruppen zu groß sind, wird das Yolawo-Onlinesystem für die Gruppen eingerichtet, sodass die Teilnehmer sich im Vorfeld anmelden müssen, weil die Teilnehmeranzahl in den Hallen begrenzt ist. Bei den Vormittagsgruppen haben wir herausgehört, dass manche Sportler definitiv keinen Sport in den Hallen machen werden, da ihnen das zu unsicher ist. Deshalb bleiben zwei Gruppen auch über den Winter draußen.
Reporter = Vor welchen Schwierigkeiten haben die anderen Abteilungen gestanden?
Daniela = Im Tischtennis z. B. gab es vom Verband sehr strenge Vorschriften, was den Ballwechsel und auch das Stehen an der Platte betraf. Gerade im Kinderbereich wird ja noch viel spielerisch beispielsweise beim Rundlauf geübt. Das geht derzeit gar nicht, da immer nur zwei an einer Platte stehen dürfen. Sowohl im Kinder- als auch im Erwachsenenbereich ist es im Tischtennis sehr voll, sodass die Abteilung von Beginn an die Online-Anmeldung genutzt hat, um die Teilnehmerzahlen zu begrenzen. Genauso ist es beim Kinderturnen, Tanzen oder Badminton, da ja nicht alle gleichzeitig trainieren konnten. Das stellte natürlich Herausforderungen an unsere Übungsleiter, die alle ehrenamtlich in ihrer Freizeit jetzt noch einen höheren bürokratischen Aufwand haben als sonst. Wir sind auch unseren Mitgliedern dankbar, dass sie sich so gut an die Online-Anmeldung gewöhnt haben und diesen Mehraufwand in Kauf nehmen.
Reporter = Wie siehst du in die Zukunft?
Daniela = Ich sehe positiv in die Zukunft. Wir müssen einfach alle flexibel auf die Vorgaben reagieren und offen sein für Neuerungen. Wenn wir als TGM sehen, dass Gruppen zu voll sind, ist es unsere Aufgabe, Alternativen aufzuzeigen. Für den Sport direkt sehe ich keine Einschränkungen. Natürlich ist es eine Umstellung, aber wir müssen alle damit leben. Ich denke, wir als Verein, sind da eine große Hilfe, den Kindern, Erwachsenen und Senioren ein Stück Normalität zurück zu geben und sie in Bewegung zu bringen.
Reporter = Vielen Dank Daniela! :)