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TGM- und TGS Herbstwanderung - Natur, Kommunikation und Frohsinn


„Der Deutsche Alpenverein Sektion Mainz e.V., der sich u.a. dem Wandern in den Mittelgebirgen und Alpen, dem Naturschutz, wie der Pflege der Heimatkunde, verschrieben hat, erklärte sich bereit, einen Wanderweg auf den Höhen rund um Mainz, von Laubenheim bis Mombach, zu erkunden, zu markieren und weiterhin zu betreuen. Als Markierung wurde ein stilisiertes Edelweiß gewählt, das schon seit vielen Jahren das Erkennungssymbol des Deutschen Alpenvereins ist.“ (Zitat vom DAV-Mainz: „Der kleine Mainzer Höhenweg“)

Unser Wanderwart Werner Weyrauther griff den Wandervorschlag des DAV auf. Wir starteten in Laubenheim an der Bushaltestelle Brühl mit der Bronzestatue „Der Ausscheller und Polizeidiener“ vor dem ehemaligen „Wiegeheisjie“. Danach ging es weiter zum „Erich-Koch-Höhenweg“ inmitten der Weinberge mit einem weitem Ausblick. Das Wetter war entgegen aller Vorhersagen wunderbar: leicht bewölkt, die Sonne hatte sich durchgekämpft, das Laub leuchtete rot und braun, die Gräser neigten sich schon zu ihrem Winterschlaf und die Weinberge feierten ihren Jahresabschluss. Die Luft war so klar, dass man die im Weinberg stehende Kirche von Nackenheim, den Odenwald bis zum Otzberg und die Skyline der Bürostadt Frankfurt-West deutlich erkennen konnte. Der 35 Kilometer weit entfernt stehende Messeturm Frankfurt erinnerte an Bilder von NYC.

Der Weg führte uns an den Antennen der Laubenheimer Höhe vorbei, weiter unter rot belaubten Alleebäumen, dann überquerten wir die Rheinhessenstraße nach Ebersheim. Mainz-Ebersheim ist der entlegenste, am höchsten gelegene und jüngste Stadtteil von Mainz und betreibt außerdem am meisten Weinbau. Ebersheim wird wegen seiner Lage innerhalb von Mainz als das Tor nach Rheinhessen bezeichnet. Werner hatte sich von der Gemeindeverwaltung den Schlüssel zu einem Grillplatz besorgt, wo wir gerastet und die Brotzeit aus unseren Rucksäcken genossen haben.

Unser Weg führte uns anschließend nach Klein-Winternheim, bekannt durch seine hervorragenden Weine und aktiven Vereine, durch eine wunderbare Herbstlandschaft. Einstmals lag die Gemeinde an Napoleons „Pariser Straße“. Schon in römischen Zeiten wussten die Menschen die günstige Lage des Ortes im Selztal zu nutzen, wie Ausgrabungen beweisen.

Nun stiegen wir unter der A63 hindurch hinauf in Richtung Ober-Olm, in dessen Nähe die von Werner reservierte Schlussrastmöglichkeit „Forsthaus“ lag. Ober-Olm sagt dazu: „Funde in der Gemarkung aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. stellen erste Nachweise der Besiedlung dar. Im Jahr 97 ließ Konsul Veiento (röm. Senator und dreimaliger Konsul des 1. Jh. n. Chr.) bei seinem Klein-Winternheimer Besitz, einer reich ausgestatteten Römersiedlung, in der Ober-Olmer Flur Villenkeller der keltischen Göttin Nemetona einen Tempel errichten. Der Ort Ober-Olm selbst entstand im 6. Jahrhundert als eine fränkische Gründung und wurde im Jahr 994 erstmals urkundlich erwähnt.“

Mit schweren Füßen erreichten wir nun endlich unser Ziel kein Geringeres als das ehemalige Jagdschloss der Mainzer Kurfürsten. Der Mainzer Erzbischof und Kurfürst Emmerich Joseph von Breidenbach-Bürresheim wusste die Stille und die landschaftliche Schönheit des Ober-Olmer Waldes sehr zu schätzen. Das Hofleben sagte ihm wenig zu, am liebsten hielt er sich auf dem Lande auf. Er weilte wie all seine Vorgänger gern zur Jagd im Ober-Olmer Wald. Im Jahre 1764 ließ er am südöstlichen Waldrand in Ober-Olm ein reizendes Jagdschloss errichten. Über der Eingangstür befindet sich das kurfürstliche Wappen, auf dessen Spruchband aus dem Lateinischen übersetzt zu lesen ist: „Auf Geheiß des Fürsten wurde ich, dieses Haus, zu Ehren der Göttin Diana errichtet. Wenn du fragst wann, in den Versen ist die Zahl enthalten.“ Die lateinischen Buchstaben, welche zugleich Zahlen bedeuten, ergeben addiert das Jahr der Erbauung: anno 1764. Das Jagdschloss diente später als Forsthaus und befindet sich heute in Privatbesitz. Am 27. Mai 1793 kam Johann Wolfgang von Goethe von seiner Heimatstadt Frankfurt aus über Höchst und Flörsheim, die Schiffbrücke bei Rüsselsheim, Ginsheim, die Nonnenaue und Bodenheim nach Ober-Olm. Hier richtete er sich in dem Haus, heute Obergasse 12, cantonierungsmäßig ein und schlief dort. So steht es in Goethes Werken im Bericht über die Belagerung von Mainz. Im Brief an Christiane Vulpius vom 29. Mai 1793 schreibt Goethe unter anderem: „Ich war in ein Dorf recht schön einquartiert, da haben mich die Wanzen wie gewöhnlich herausgejagt.“ (Die Infos der Gemeinde Ober-Olm wollte ich den Wanderern nicht vorenthalten.)

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Mit kiloschwerem Lehm betraten nun 50 Stiefel den reservierten Raum der gegenüberliegenden „Ober-Olmer Waldgaststätte“ und ließen sich in die Stühle fallen. Im Lokal waren Wein, Bierchen und Kaffee schnell verfügbar, das Essen wurde gutbürgerlich und sehr reichlich serviert. Als alle satt waren, dankten Kapellmeister Heini Stadler und Hildegard Satter (TGS) Werner für die wieder einmal sehr schöne Tour und das gute Herbstwetter. Hildegard fand die 16 Kilometer so schön, dass sie den Weg am liebsten gleich noch einmal gelaufen wäre. Werner genoss das Lob und den Applaus mit einer Träne im Gesicht, denn er hatte uns mit einer Abschiedsrede überrascht: Die „Frühjahrswanderung 2011“ soll seine letzte sein, er will einem/r Jüngeren die Nachfolge für die Organisationen weiterer Wanderungen ermöglichen.

Text: Bernhard Holzheuser
mit Infos der Gemeinden & Fotos von Wolfgang Rattler


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