
Volleyball - 1. Herren: Perfekte Saison führt zurück in Liga zwei!
Autor: Stephan Thalmann
Auf Pokalhighlight folgt Drittliga-Meisterschaft!
in Jahr erst ist es her, dass Zweitliga-Volleyball bei der TGM vorerst Geschichte zu sein schien: Trotz eines 3:1-Sieges am letzten Spieltag gegen den ASV Dachau mussten sich die Ersten Herren in die Drittklassigkeit verabschieden – der TSV Stuttgart hatte nicht mitgespielt. Der direkte Wiederaufstieg war vor Saisonbeginn eigentlich kein Thema – und doch landete das Team von Trainer Michael Hefter am Ende in souveräner Manier auf Rang eins: Trotz einer 2:3-Niederlage im Heimspiel gegen den lange Zeit ärgsten Konkurrenten, den TuS Durmersheim, war die Meisterschaft den Gonsenheimern bereits am vorletzten Spieltag nicht mehr zu nehmen.
Die Basis für diesen großartigen Erfolg wurde in der Vorbereitung gelegt: Auf die Abgänge der Leistungsträger Jonas Schröder, Kapitän Manuel Lohmann (Auszeit bis zum Rückrundenstart), Stefan Schröder und Eberhard Glasser reagierte Gonsenheim mit drei Zugängen, die sich allesamt schnell als echte Verstärkungen erweisen sollten. Mit Mittelblocker Time Dellemann und Diagonalangreifer Frank Manenschijn kamen zwei holländische Volleyballer nach Mainz, die sofort Stammspieler wurden. Besonders „Frank the tank“, der die Bälle mit der linke Hand reihenweise ins gegnerische Feld schmetterte, entwickelte sich alsbald zu einer gefürchteten Waffe. Dazu kam der erst 21-Jährige Torben Hapke, der viel mehr als nur eine Alternative auf der Außenposition war und ebenso direkt wie die beiden Niederländer direkt seinen Platz im Team fand. Insgesamt stand nun ein noch stärkerer Kader als in der zurückliegenden Zweitliga-Saison. Auch die Kontinuität an der Seitenlinie sollte sich als ein wichtiger Faktor für Platz eins erweisen: Michael Hefter coachte die TGM in seinem dritten Jahr im Amt mit gewohnt ruhiger Hand von Sieg zu Sieg und meisterte dabei auch die vielen Luxusprobleme in der Aufstellungsfrage, den der breite, ausgeglichene Kader mit sich brachte, souverän.
Wer regelmäßig die Heimspiele in der Weserhalle besuchte, hatte selten eine ausgeglichene Partie oder gar eine enges Duell bis in den Tiebreak zu erwarten. Viel zu dominant trat die TGM auf, sodass oftmals schon nach einer knappen Stunde ein eindeutiges 3:0 auf dem Spielberichtsbogen stand. Bis auf den TuS Durmersheim, der beide Duelle gewann, beherrschten die Mainzer ihre Gegner beinahe nach Belieben. Verdienter Lohn ist die Aussicht auf zahlreiche spannende Heimspiele in der kommenden Saison: Dann tritt die TGM wieder in der Zweiten Bundesliga an. Ein weiterer Durchmarsch ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in die Kategorie „unmöglich“ einzuordnen – dafür aber kämpferische Gonsenheimer, die alles dafür tun werden, ihr Ticket für die neue alte Liga um ein weiteres Jahr zu verlängern.
Die Hinrunde lieferte nicht nur den Beweis, dass das vorsichtige Saisonziel, im oberen Drittel mitzuspielen, deutlich zu niedrig angesetzt war, sondern führte auch zu einer neuen Tradition, die die Gonsenheimer bis zum Schluss aufrechterhielten: Ob Bliesen, Rüsselsheim, Konstanz, Rottenburg, Rodheim, Kriftel, Aalen oder Frankfurt: Wann immer der letzte Ballpunkt ausgespielt und das Spiel damit zugunsten der TGM entschieden war, eroberten die Sieger den Schiedsrichter-Stuhl. Einer posierte dort mit dem Handy und fotografierte sich und seine hinter ihm auf dem Parkett feiernden Mitspieler – das sogenannte „Sieger-Selfie sollte im Laufe der Runde in wechselnder Konstellation insgesamt 17 Mal nach einer Drittliga-Partie auf der Facebook-Seite der Volleyballer landen.
Ein Beispiel dafür, welchen Einfluss die Zuschauer in der Weserhalle auf die Leistung der Mannschaft haben können, lieferte der 12. November des vergangenen Jahres – ein Tag, dem fortan ein fester Platz in den Vereins-Annalen sicher ist. Von der Rekordkulisse von über 400 Zuschauern lautstark angetrieben hielt das Hefter-Team im DVV-Pokal-Achtelfinale gegen Erstligist SVG Lüneburg bis zur Pause erstklassig mit und krönte seinen begeisternden Auftritt mit einem 28:26 im zweiten Satz – ein Erfolg, den zuvor allenfalls kühnste Optimisten für möglich gehalten hätten. Dass der SVG in der Summe mit 3:1 ins Viertelfinale einzog, schmälerte die Anerkennung, die die TGM-Spieler um „MVP“ Torben für ihre beachtenswerte Leistung erfuhren, in keiner Weise – ganz im Gegenteil: Dass Lüneburg im Anschluss bis ins Finale vorstieß und sich erst dort Rekord-Champion VfB Friedrichshafen geschlagen geben musste, verdeutlicht einmal mehr, wie stark der Mainzer Drittligist an jenem Tag im November auftrumpfte.
Vielleicht war es ja auch dieses Highlight, das als Grundstein für den erfolgreichen weiteren Saisonverlauf diente: Den bis dato vier Siegen in vier Spielen folgten drei weitere, ehe die Fahrt zum ebenso ungeschlagenen Spitzenreiter aus Durmersheim anstand. In einem äußerst umkämpften Spiel sorgte dort die sehr kleinliche und inkonsequente Linie der Schiedsrichter dafür, dass es statt 2:0 für die TGM plötzlich 1:1 nach Sätzen stand. Nach dem 2:1 der Gäste beeindruckte dann der TuS und ließ den Mainzern nach dem erneuten Ausgleich im Tiebreak keine Chance mehr. Gäbe es im Drittliga-Volleyball eine Herbstmeisterschaft, sie wäre damit zugunsten des Heim-Teams entschieden gewesen, das nun einen Punkt vor seinem einzigen echten Konkurrenten lag. Daran änderte auch der letzte Hinrunden-Spieltag nichts, an dem beide Mannschaften ihre Partien im Tiebreak gewannen.
Es folgte eine Rückrunde mit einem Fernduell, in dessen Zusammenhang alle Gonsenheimer wohl besonders einen Begriff mit einem Lächeln nennen können: die Konstanz. Während Durmersheim mehrfach überraschend gegen auf dem Papier klar schwächere Gegner Punkte liegen ließ, beeindruckte die TGM mit Konstanz in ausnahmslos allen Partien bis zum zweiten direkten Duell: Kleinere Formschwankungen, Ausfälle wichtiger Spieler oder auch das familiäre Unglück des Trainers – nichts hielt sie davon ab, jede dieser Partien zu gewinnen. Resultat war eine glänzende Ausgangsposition einen Spieltag vor Schluss, als fünf Punkte zwischen dem inzwischen souveränen Tabellenführer und dem TuS lagen. Dass nach 2:0-Führung und feststehender Meisterschaft die erste Heimniederlage der Saison stand, indem die Mainzer dem Gegner noch einen 3:2-Auswärtssieg gestatteten, kann getrost unter die Kategorie Gastfreundschaft eingeordnet werden – immerhin konnten so am Ende auf dem Sieger-Selfie die Spieler beider Teams feiern.
Nach dem letzten Heimspiel in der Weserhalle konnten beide Teams feiern: die TGM den gerade errungenen Meistertitel, die Gäste aus Durmersheim ihren 3:2-Auswärtssieg
Parallel zum Saisonendspurt lief ab Januar ein weiterer, vielleicht noch größerer Kampf für die TGM-Volleyballer an. Denn die so starke Hinrunde führte unweigerlich zu einer Frage, deren Beantwortung Spieler, Trainer, Verantwortliche und Fans lange Zeit intensiv beschäftigte: Wie sollten die deutlich höheren Kosten im Falle des möglichen Aufstiegs finanziert werden? Ob Platz eins in der Abschlusstabelle also tatsächlich die direkte Rückkehr in die Zweite Liga darstellen würde, war lange Zeit äußerst fraglich. Deshalb machten sich viele Spieler aktiv auf die Suche: Wer würde durch seine finanziellen Unterstützung mit dazu beitragen, dass der Volleyball-Sport in Mainz 2015/16 wieder einen Zweitligisten zu bieten hat? Die Sportstadt Mainz war aufgerufen, dabei zu helfen, dass ein tolles Team in der kommenden Spielzeit dort auflaufen kann, wo es hingehört. Trotz vieler persönlicher Bemühungen sowie Sponsoren-Aufrufen in der lokalen Presse war der Aufstieg auch am Tag der Meisterschaft noch nicht in trockenen Tüchern. Doch die Volleyballer blieben dran: In einer eigens dafür einberufenen Sitzung am 13. April beschloss der Verein, den Sprung zu wagen – inzwischen war dank des großen Einsatzes aller Beteiligten ausreichend Geld gesammelt worden und damit die größte Hürde überwunden.
Eine entscheidende personelle Veränderung wird es indes geben: Erfolgscoach Michael Hefter verlässt die TGM nach dem tragischen Tod seines Sohnes Dennis im Februar aus persönlichen Gründen und gibt sein Amt damit nach drei intensiven Jahren mit Klassenerhalt, Abstieg und direktem Wiederaufstieg ab. Die Volleyball-Abteilung und der gesamte Verein danken Michael für die tolle Arbeit, die er in dieser Zeit in Gonsenheim geleistet hat und wünschen ihm auf seinem weiteren Weg alles erdenklich Gute.
Nachfolgerin wird eine Frau, die die Mainzer schon in der Schlussphase der Saison immer dann, wenn Michael verhindert war, als Interims-Trainerin betreute: Die 30-Jährige Aline Beigel wechselt von Drittligist TSG Bretzenheim, wo sie in der vergangenen Runde als Außenangreiferin und Libera noch selbst aktiv gespielt hatte, zur TGM und will dort das neue Projekt „Klassenerhalt“ erfolgreich mitgestalten. Zwar ist es für sie die erste Trainerstation im Herren-Bereich, Erfahrung sammeln konnte Aline als Coach aber schon viele – besonders in ihrer Zeit bei Zweitligist TG Bad Soden, wo sie neben ihrer Spielertätigkeit Jugend-Teams betreute.
Der erste Erfolg der eigentlich noch gar nicht begonnenen Saison 2015/16 wurde im Mai bereits gefeiert: Mit zwei 3:0-Erfolgen über den TV Gau-Algesheim und den VC Mainz qualifizierte sich die TGM als Rheinhessen-Pokalsieger souverän für den Landespokal im September. Zudem steht mir Libero Carlo Wiese ein erster Zugang fest. Alle Mainzer Volleyball-Freunde und -Fans dürfen sich sicher sein: Auch in der Zweiten Liga wird die TGM Gonsenheim eine schlagkräftige Truppe aufs Feld stellen – schließlich sollen weitere Sieger-Selfies nicht die Ausnahme bleiben.
Es spielten für die Herren I: Manuel Conrad, Johannes Delinsky, Tieme Dellemann, Jan Dörmer, Torben Hapke, Swen Jabs, Gerrit Jann, Benedikt Kratschmer, Matthias Kohl, Manuel Lohmann, Nils Luckhaupt, Fritz Lückerath, Frank Manenschijn, Klaus-Dieter Musslick, Hennes Paugels, Frieder Reinhardt, Jan Steinborn.