
Volleyball: Herren I – Auf wechselreiche Saison folgt ein Umbruch
Autor: Stephan Thalmann
Mehr Mittelfeld geht nicht
Die Herren I-Volleyballer der TGM beenden ihre fünfte Zweitliga-Saison im gesicherten Mittelfeld. Dennoch liegt hinter ihnen eine durchaus turbulente Saison mit
Höhe- und Tiefpunkten, die mit der Aussicht auf einen Umbruch im Sommer endet.
Blickt man auf die Tabelle der Zweiten Volleyball-Bundesliga Süd, so könnte man meinen, hinter den Herren I der TGM Gonsenheim läge eine ruhige und entspannte Saison. Platz 7 von 14 Teams: mehr Mittelfeld geht nicht. Und doch war es lange Zeit eine äußerst turbulente Saison mit viel Potenzial in beide Richtungen, die die Gonsenheimer erst in der Schlussphase der Saison in ruhige Bahnen lenkten. So sind auch die ärgerlichen drei 0:3-Niederlagen in Serie gegen Fellbach, Rüsselsheim und Schwaig in der Endabrechnung nicht mehr als eine Randnotiz, die verhinderte, dass das Team zwei Plätze besser abschloss. Geschenkt.
Viel spannender war das, was in den Wochen und Monaten zuvor passierte. Mit Carlo Wiese, Jan Steinborn, Torben Hapke und Sebastian Sent verlor die TGM vor der Saison vier Spieler. Dafür rückte Top-Talent Tobias Brand (Außenangriff) nach dem Ende seines Doppelspielrechts fest in den Kader von Trainerin Aline Reinhardt. Mit Frederik Mingers (Außen- und Diagonalangriff) und Yannik Schmitt (Zuspiel) kamen zwei weitere junge Spieler hinzu.
Nach einem überragenden Start gegen Meister Eltmann und insgesamt vier Siegen aus den ersten fünf Spielen verloren die Herren I rund um die Herbstferien den Faden und reihten sich im Mittelfeld ein. Die wechselhaften Leistungen resultierten vor allem aus ständigen Ausfällen wichtiger Leistungsträger. Auch die inzwischen schwangere Trainerin stand nicht immer zur Verfügung und musste kürzertreten. In manchen Spielen coachten sich die Gonsenheimer mehr oder weniger selbst. Eine vollständige Konzentration auf das eigene Spiel war so kaum möglich. In dieser schwierigen Phase von November bis Januar half es auch nicht, dass mit Tobi (insgesamt neun MVP-Auszeichnungen) und dem routinierten Zuspieler und Kapitän Torben Tidick-Wagner (acht) zwei absolute Top-Spieler auf dem Feld standen. Selten war der Stamm um Libero Johannes Delinsky und das Mittelblocker-Duo Benedikt Kratschmer und Manuel Lohmann komplett.
Die schwierigen Gegner zum Jahresauftakt 2018 Schwaig und Eltmann sorgten dafür, dass die Mannschaft plötzlich nur noch auf dem neunten Platz stand. Zudem begann nun Alines Mutterschutz, die damit endgültig nicht mehr zur Verfügung stand. Mit Achim Ziegele wurde intern ein Nachfolger gefunden, der sich bereits zu diesem Zeitpunkt mit den Damen in den oberen Tabellenregionen der Regionalliga festgesetzt hatte. „Ich komme in ein intaktes Team und muss keinem Volleyball beibringen”, sagte der Mann, der vor der Saison aus Steinwenden kam und bereits Männer-Teams bis in die Dritte Liga betreut hatte. „Wichtig ist, dass sich die Spieler wohlfühlen und Spaß haben. Ich helfe dort, wo ich mich einbringen kann.”
Das tat er dann auch. Der Start beim Volleyballinternat Frankfurt misslang noch (1:3), doch danach begannen die inzwischen wieder personell kompletten Gonsenheimer eine starke Serie: Der Sieg gegen Delitzsch am Tag darauf leitete einen Lauf von sechs Erfolgen am Stück ein. Die mögliche Abstiegsgefahr wurde durch die Leistungsstärke in diesen wichtigen Spielen gegen direkte Konkurrenten wie Karlsruhe, Leipzig und Hammelburg frühzeitig gebannt. „Als es drauf ankam, hat die Mannschaft geliefert. Das ist eine große Qualität”, lobte Achim sein Team im Rückblick auf die Saison. Dabei profitierten die Gonsenheimer lange von ihrer Heimstärke: Von den ersten zehn Spielen zuhause ging nur eines verloren. Erst in den erwähnten letzten Spielen der Runde, zwischen denen jeweils mehrere Wochen Pause lagen, bröckelte diese Serie.
Für die neue Saison kündigt sich ein Umbruch mit größerem Ausmaß an: Aus familiären Gründen werden weder Aline noch Achim den Trainerjob ausüben können, sodass der Posten erst einmal vakant ist. „Es ist nicht leicht, das Heft abzugeben, weil mir die Jungs wirklich ans Herz gewachsen sind”, sagte Aline. Mit „The Body” Bene, „Multitalent” Johannes und „Mentalitätsmonster” Frank werden außerdem drei langjährige Leistungsträger die TGM bzw. die Herren I verlassen. Die Abgänge dieser drei spielerisch wie charakterlich wertvollen Akteure gilt es, ebenso zu kompensieren wie den Verlust der beiden Trainer, die die Mannschaft über Monate bzw. Jahre hinweg unterstützt haben. Die jungen Spieler Mark Gumenjuk, Onno Claassen, Frederik und Yannik haben die Saison zur Weiterentwicklung genutzt und werden künftig immer wichtiger werden. Tobi ist schon jetzt ein absoluter Leistungsträger, der jeden Zweitligisten verstärken würde. Um kurzfristig konkurrenzfähig zu bleiben, ist das Team dennoch auf Verstärkungen angewiesen. Die Herren I stehen vor einer spannenden Herausforderung, die schon jetzt Lust auf eine neue unberechenbare Saison 2018/19 macht.
Für die Herren I spielten: Tobias Brand, Onno Claassen, Johannes Delinsky, Jörn Freiwald, Mark Gumenjuk, Felix Hinkelmann, Benedikt Kratschmer, Alexander Krippes, Manuel Lohmann, Frank Manenschijn, Frederik Mingers, Frieder Reinhardt, Yannik Schmitt, Torben Tidick-Wagner.