
Keine Angst vor Seilschaukeln, Pamperspfahl und Co.
Autorin: Katja Klenz
Die erste Damenmannschaft der TGM zeigt im Hochseilgarten Mut zum Risiko.
No risk, no fun – frei nach diesem Motto hatte der Trainer der Volleyball-Damenmannschaft, Thomas Neumann, sich eine ganz spezielle Aktion für die Vorbereitung auf die kommende Saison ausgedacht. Im Hochseilgarten bei Bad Kreuznach wartete auf die Spielerinnen ein ganz besonderer Parcours. Auf das Abenteuer eingelassen hatten sich Denise Graf, Kerstin Hermes, Rahel Human, Katja Klenz, Klaudia (Klaudi) Neumann, Stefanie (Steff) Retzmann, Sonja Schulz, Lisa Stock, Katharina (Ina) Thomas.
In luftiger Höhe sollten die Gonsenheimerinnen nicht nur die eigene Angst überwinden, sondern auch noch ihre Teamfähigkeit unter Beweis stellen. Und so turnten die Damen inklusive Trainer von der 8,50 Meter hohen Ausgangsplattform zunächst noch durch die „leichte“, kleine Runde, in der sie zunächst über einen schmalen Balken, dann über einen nicht viel breiteren, mit kleinen Wippen gespickten Steg balancierten, um sich danach von Seilschlaufe zu Seilschlaufe zu schwingen. Der Klettergurt, der über Karabinerhaken und Sicherungsseil an einem umlaufenden Stahlseil befestigt war, versprach zwar, vor einem Absturz zu schützen, doch so richtig trauen mochten dieser nicht Alle. Dennoch meisterten sie diese erste Runde – mit mehr oder weniger starkem Zittern und der einen oder anderen „Hängepartie“. Dann wagte sich der Großteil der Mannschaft – auch Thomas ließ es sich nicht nehmen – direkt auf den großen Parcours mit insgesamt acht herausfordernden, kräftezehrenden und vor allem schwingenden oder wackligen Hindernissen. Unter großem Jubel der gesamten Mannschaft wurde jeder Einzelne nach vollbrachter Tat wieder auf der Plattform begrüßt. Die Freude stand den erfolgreichen Parcours-Bezwingern ins Gesicht geschrieben.
Hieß es in diesem ersten Teil, vor allem die eigene Angst zu überwinden, wurde in Teil zwei die ganze Mannschaft im Team gefordert. Der so genannte Pamperspfahl wartete: Diesen 8,50 Meter hohen Holzstamm musste man über seitlich aus dem Pfahl ragende Steigbügel hinaufklettern, sich auf der pizzagroßen Fläche am oberen Ende ohne seitlichen Halt aufrichten, um hundertachtzig Grad drehen um sich dann in die Tiefe zustürzen – das Ganze unter aufmunternden und anfeuernden Rufen des gesamten Teams. Dass man sich bei einer solchen Herausforderung durchaus in die Hose machen könne, habe zur Namensgebung „Pamperspfahl“ geführt, wie eine Betreuerin des Seilgartens fröhlich erzählte. Doch selbstverständlich geschieht nichts auf der Anlage ohne Sicherung. Und hier kam das Team ins Spiel: Am Brust- und Hüftgurt der „Todesmutigen“ waren je zwei Seile befestigt, die über Umlenkrollen hinab führen und dort von den Untengebliebenen sicher festgehalten werden mussten. Dadurch wurde der Sturz in die Tiefe bereits nach zwei Metern sanft abgefangen und der Sprungkandidat sachte zu Boden gelassen. Doch nicht nur das Aufrichten aus der Hocke ohne Halt und den Abgrund vor Augen sowie die Drehung an sich erwiesen sich als extrem schwierig. Auch das Wetter stellte eine riesige Herausforderung dar. Hatte der Tagen locker wolkig mit nur lauem Lüftchen begonnen, waren mittlerweile Regenwolken aufgezogen, es grollte bedrohlich und der Wind schickte Böen über die Bergkuppe, auf der der Hochseilgarten über Bad Kreuznach thront. Doch auch der einsetzende Regen und die Windstöße hielten die letzte Mutige nicht davon ab, den widrigen Bedingungen zu trotzen und sich nach erfolgreichem Bezwingen der Höhe mit einem spitzen Schrei in die Tiefe zu stürzen. Unten angekommen konnte es der jeweilige Adrenalin-Spiegel sicher mit der zuvor bezwungenen Höhe aufnehmen. Auch wenn nicht Alle den Pfahl bezwangen, so war das Erlebnis doch eine Gemeinschaftssache, zu der alle ihren Anteil beisteuerten. Denn einerseits ging es um Selbstvertrauen und das Vertrauen in die sichernde Mannschaft, andererseits aber auch um das Vermitteln von Verlässlichkeit durch die Sichernden.
Schon reichlich durchnässt fanden sich noch vier Standhafte, die auch die letzte Station, die Riesenschaukel, noch mitnehmen wollten, die wiederum nur funktioniert, wenn die am Boden Bleibenden mit anpacken und die Schaukelkandidatin in die Höhe ziehen. Ein einziges Mal noch reichte es, einem Teammitglied das bisher größte Schaukelerlebnis des Lebens zu ermöglichen. Doch dann waren Regen und Wind einfach zu stark und die Riesenschaukel fiel buchstäblich in Wasser. Völlig durchnässt folgten die Vier dem Team, das vor dem Sturzregen bereits Schutz gesucht hatte.
Glücklicherweise hatten Alle auf Anweisung des Trainers ihre Volleyball-Klamotten mitgebracht, sodass nach einer kleinen Umzugsaktion die Damen noch leicht dampfend Richtung Gonsenheim fuhren. Denn der Tag war noch nicht zu Ende: Thomas hielt noch eine Überraschung für die Damen in der Weserhalle bereit. Das noch eine Trainingseinheit folgen würde, war klar, nicht aber, dass diese von drei Spielerinnen des Bundesligisten VC Wiesbaden begleitet werden würde: Martina Novotna, die 20 Länderspiele für Tschechien absolviert hat, Tschechische Meisterin und Pokalsiegerin sowie Deutsche Vizemeisterin ist und mit 1,91 Metern die größte Spielerin der Gonsenheimerin um acht Zentimeter überragt. Dazu Pan Hong, Chinesische Meisterin, Deutsche Vizemeisterin und 30 Mal als Juniorin in Länderspielen für China gestartet sowie Natalia Cukseeva, die mit 21 Jahren schon auf 46 Länderspiele der Jugend und der Juniorinnen zurückblicken kann und zudem Weltmeisterin U20 ist. So baggerten, pritschten und blockten die Damen mit den Spielerinnen aus Wiesbaden und holten sich das eine oder andere Erfolgserlebnis und wertvolle Tipps. Am Ende des Tages ziemlich erschöpft aber auch sehr zufrieden mit der eigenen Leistung konnten die Spielerinnen der ersten Damenmannschaft eine gelungene Vorbereitungseinheit auf die kommende Saison abschließen.