
Volleyball 1. Herren: Expedition Volleyball-Bundesliga mit einem starken Ergebnis
Atemberaubend war es irgendwie auch. Oder wie eine Expedition. Winterliche Busfahrten nach Sachsen und Bayern, ihre Organisation und Vorbereitung. Der Kauf eines Schiedsrichter-Hochsitzes nach den Vorschriften der Deutschen Volleyballliga, die Anschaffung von ebenso regelgerechten Schweißwischmopps für die Heimspiele sind nur Beispiele. Dann der ganze Mailverkehr, den Andreas Maurer und Team-Manager Manuel Conrad mit der Deutschen Volleyball-Liga führen mußten, damit am Ende das nach Mainz gepostet wurde, was man für Bundesliga-Volleyball in Deutschland braucht: Eine Lizenz.
Es waren ja keine Wünsche, die da in Berlin formuliert wurden, es waren Forderungen: Lizenzkosten, Schiedrichter-Aufwendungen, Fahrtkosten, Investitionen. Und die Kenntnisnahme der Lizenzauflagen mündete schnell in die Einsicht, dass es ohne eine Summe im mittleren fünfstelligen Bereich nicht gehen würde. Schon im Frühjahr letzten Jahres, als noch die letzten Spiele in der Regionalliga absolviert wurden und das atemberaubende Aufstiegsturnier Anfang Mai noch bevorstand, wurden die ersten Gespräche mit Sponsoren geführt. Auf lokaler und auf regionaler Ebene. Der Durchbruch wurde mit Hilfe der EWR Rheinhessen geschafft. Das war nicht nur ein finanzieller Grundstock, sondern auch ein Signal an die Gewerbetreibenden in Gonsenheim selbst. Und im Spätsommer atmeten Maurer und Conrad auf. Sie wussten jetzt: Die Einnahmen dieser - menschheitsgeschichtlich betrachtet - ersten Bundesligasaison einer Mainzer Volleyballmannschaft würden die Ausgaben decken können.
Allerdings war die Frage nach der sportlichen Herausforderung viel
Atemberaubender: Wo standen wir sportlich, würde diese Zweite
Bundesliga Süd vielleicht doch eine Nummer zu gross für die bisher so erfolgsgewöhnten Volleyballer der TGM sein?
Was folgte, war ein großartiger Erfolg, sowohl sportlich als auch organisatorisch: Eine enorm willenstarke und ausgeglichene Mannschaft gewann dreizehn von 24 Spielen in der zweiten Bundesliga Süd und platzierte sich am Ende mit 26:22 Punkten auf einem sicheren achten Tabellenplatz – als mit Abstand bester Aufsteiger.
Abschlußtabelle Volleyball Zweite Bundesliga Süd
Platz | Mannschaft | Spiele | Punkte | Sätze |
1. | VSG Coburg/Grub | 24 | 40:8 | 64:23 |
2. | L.E. Volleys | 24 | 38:10 | 60:34 |
3. | GSVE Delitzsch | 24 | 34:14 | 59:38 |
4. | TG 1862 Rüsselsheim | 24 | 32:16 | 61:38 |
5. | ASV Dachau | 24 | 30:18 | 56:39 |
6. | FT 1844 Freiburg | 24 | 30:18 | 54:42 |
7. | TuS Durmersheim | 24 | 26:22 | 48:40 |
8. | TGM Mz.-Gonsenheim | 24 | 26:22 | 49:45 |
9. | SV Fellbach | 24 | 16:32 | 38:53 |
10. | TSV Grafing | 24 | 16:32 | 33:54 |
11. | TSV Niederviehbach | 24 | 14:34 | 32:56 |
12. | TSV Zschopau | 24 | 6:42 | 22:68 |
13. | VYS Friedrichshafen | 24 | 4:44 | 22:68 |
Ein zwanzigköpfiges Team der TGM sorgte für reibungslose Abläufe der Volleyball-Events in der Weserstrasse: An der Hallenkasse, an der Speisen- und Getränketheke, als Ballmädchen und –jungen, als Schweißmoppwischer, als Hallensprecher, als Onlinemelder für die Live-Ticker-Seite der DVL direkt in der Halle unterm Netz und als Plakatboten für die Schaufenster vieler Gonsenheimer Geschäfte. Das Abenteuer 2. Bundesliga in Mainz-Gonsenheim war von Anfang an von einer Konstanten geprägt: Die Spieler würden kein Geld bekommen. Das akzeptierten alle, obwohl es in dieser Liga Vereine gibt, die ihnen etwas gezahlt hätten.
Und nicht nur das: Sie beteiligten sich auch an der Organisation der Spieltage ganz erheblich. Sie bauten das Netz selbst auf, sie stellten den DVL-gerechten Schiedsrichterstuhl an den Platz seiner Bestimmung, sie richteten die Werbebanden der Sponsoren ein. Und so wurde diese erfolgreiche Saison 2012/2013 zu einem wirklichen Gemeinschaftswerk des ganzen Vereins. In Abwesenheit von Neid und mißgünstigen Fragestellungen.
Dies beflügelte die sportlichen Leistungen. Schnell war die Frage beantwortet, ob denn für dieses Team die Zweite Bundesliga vielleicht doch eine Nummer zu groß sein könnte. Nein, war sie nicht und das hatte auch die Konkurrenz in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen schnell verstanden. Coburgs Meistertrainer Milan Maric legte sich schon bei seinem siegreichen Gastspiel in Mainz im Oktober 2012 fest: "Diese Mannschaft steigt nie ab". Vorjahresmeister TSVE Delitzsch wunderte sich über „katzengewandte Mainzer“,die immer wieder sicher geglaubte Angriffspunkte noch vom Hallenboden kratzten. Und gegen Ende der Saison sprach dann die gesamte Liga unisono von der TGM als der „abwehrstärksten Mannschaft von allen“.
Dies war auch möglich geworden, weil sich fünf Spieler des bisherigen Lokalkonkurrenten TSG Bretzenheim entschlossen hatten, zur TGM zu wechseln. Mittelblocker Eberhard Glasser, Zuspieler Frederik Lückerath, die Außenangreifer Frieder Reinhardt und Johannes Delinsky sowie Jan Steinborn stellten gemeinsam mit den frischgebackenen Regionalligameistern Manuel Lohmann, Jan Dörmer, Erik Kipf, Jonas Schröder, Stefan Schröder, Benedikt Kratzschmer, Gerrit Jann, dem Neuzugang Matthias Kohl sowie dem „noch einmal die Ärmel aufkrempelnden“ TGM-Urgestein Nils Luckhaupt, der schon in der Bezirksklasse dabei gewesen war, ein Team von vierzehn Spielern, mit denen Trainer Franz Schaus hervorragend arbeiten konnte. Die Umstellung auf drei Trainingstage gelang problemlos. Der Weggang des großartigen Zuspielers Philipp Fäth wurde kompensiert. Fäth arbeitete jetzt als Scout für Trainer und Mannschaft. Manuel Conrad (auch schon seit Bezirksklasse dabei) entschloß sich, dieses Team zu managen. Eine neue fortschrittliche Arbeitsteilung war gefunden und so wurde viel aufgefangen.
Jonas Schröder, jahrelang ein Leistungsträger, wurde in den deutschen Olympiakader für Rio 2016 im Beachvolleyball berufen, soll jetzt Welt- und Europaliga spielen und konnte trainingshalber fast die ganze Rückrunde nicht mehr dabei sein. Frederick Lückerath mußte für sein Medizinstudium für einen mehrwöchigen Aufenthalt in die USA und fiel mehrere Wochen aus. Verletzungen, Grippewelle, Terminprobleme, zeitweise Formschwäche. Das Team steckte es weg . Es bekam Verstärkung durch Tom Julius Werscheck, den Zuspieler des VC Mendig - Mainz-Gonsenheim ist inzwischen eine Adresse im Volleyballsport.
Es gab in der Halle an der Weserstrasse. die ganze Saison über guten, in Teilen sogar großen Sport zu sehen. Der dramatische Höhepunkt war vielleicht der 3:2-Sieg im Tiebreak gegen den ASV Dachau nach 0:2-Satzrückstand und Abwehr von drei Matchbällen. Auch unvergessen: Die knappe 2:3–Niederlage gegen das Team aus Leipzig, die Siege gegen das Zweitliga-Establishment aus Freiburg und Karlsruhe-Durmersheim. Es gab auch spannende Momente beim Zuschauerkrösus (Durchschnitt ca. 1.000 pro Spiel in der HUK-Arena) VSG Coburg-Grub Anfang Februar, als der spätere Meister und Erstliga-Aufsteiger im vierten Satz wirklich „wackelte“. Und – nicht zu vergessen - schon seit dem zweiten Heimspiel hat die Mannschaft ein Maskottchen: „Bofi“ – im grünblauen Filz-Samt-Dress und mit Gangnam-Style-Talent ausgestattet, hatte manchen schweißtreibenden Job zu absolvieren.
Der Kommentator der AZ nannte zum Saisonabschluss das TGM-Volleyball-Team eine Bereicherung des so stark von Mainz 05 geprägten Sportlebens dieser Stadt. Dies muß sich aber wohl doch noch ein bißchen herumsprechen. Die durchschnittliche Zuschauerzahl von etwa 120 pro Spiel ist die zweitschlechteste der zweiten Bundesliga Süd. Der Zuschauerzuspruch vom Aufstiegsturnier im Mai von ca. 300 wurde nie erreicht. Hinter der TGM liegt in dieser Tabelle nur noch die Internatsmannschaft aus Friedrichshafen (ca. 70 pro Spiel). Zum Vergleich: Der sächsische Absteiger TSV Zschopau hatte meist über dreihundert, manchmal über 400 Zuschauer in seiner Halle.
Das Unternehmen „Zweite Bundesliga“ wird für die TGM auch in der Saison 2013/2014 weitergehen. Mit einem neuen Trainer, nachdem sich Franz Schaus berufsbedingt zurückziehen muß. Mit neuen Anstrengungen, die bewährte Struktur rund um dieses Team zu erhalten, mit der Nutzung der im vergangenen Jahr gewonnenen Erfahrungen, mit den gleichen grasgrünen Trikots des gleichen Sponsors, vielleicht mit neuen Fans aus Gonsenheim und anderswo und einer größeren, einer besseren Präsens im Mainzer Sportleben.
Die Expedition ist beendet und schon geht es auf zur Nächsten, in das zweite Zweitliga-Jahr, nun nicht mehr als ein in Leipzig Freiburg, Stuttgart und Dachau neugierig beäugter Aufsteiger (das Greenhorn der Liga, auch noch mit grasgrünen Trikots), sondern etabliert und wie!
Stationen eines sportlichen Abenteuers - die packendsten Spiele der TGM in 2012/2013
- Saisonstart gegen die Leipzig-Volleys: Ängstlicher Beginn, dann Ausgleich zum 2:2, später Einbruch im Tie-Break.
- Der erste Sieg im 3. Spiel gegen FT Freiburg: 0:1;1:1;1:2; dann der Satzausgleich und ein fulminantes 15:8 im Tie-Break.
- Angekommen in Zschopau, Punkte mitgenommen: 3:1 - jetzt 4:4 Punkte, Mittelfeld.
- Gastspiel des Liga-Favoriten VSG Coburg-Grub: 21:16 - Führung im ersten Satz und doch verloren. Am Ende ein 1:3.
- Drama im Rhein-Main-Derby in Rüsselsheim: Wieder 0:2,dann 2:2 - Abwehr von sieben Matchbällen; im Tiebreak 12:15. Wieder Kontakt in die unteren Tabellenregionen.
- Heimspiel gegen TUS Durmersheim: Ein Ball tanzt auf der Seiten-Antenne, doch noch kein Sieg und Punkt für die Gäste, aber dann doch, Vierter Satz 27:25 - 3:1
- Dachau in Mainz: Die TGM scheinbar chancenlos. 0:2, dann wieder Satzausgleich. Im Tiebreak drei Matchbälle für Dachau. Delinsky–Angaben schießen die Manschaft ab, die als einzige Coburg zwei Mal bezwingen konnte.
- Freiburg will es im Rückspiel wissen: Aber TGM bleibt clever. 3:1 - jetzt 18:12 Punkte. Kontakt zu den Spitzenplätzen.
- Da hat nicht viel gefehlt in Coburg. Gegen einen nervösen Spitzenreiter wird mit Schiedsrichtern gestritten. Gelbe Karten und deshalb Punktverluste im vierten Satz: 1:3.
- Nach einem erwartbaren 1:3 im Heimspiel gegen Delitzsch, Enttäuschungen gegen Rüsselsheim (0:3) und in Durmersheim (1:3) kommt das Saisonende. Immerhin nochmal Sieg 12 und 13 gegen die Abstiegsfighter TSV Grafing (3:1) und TSV Niederviehbach (3:2) - 26:22 Punkte. Mehr nach oben, als nach unten orientiert.
Eine solche Teamleistung ist natürlich ohne Rahmenbedingungen nicht möglich. Insbesondere aus diesem Grund möchte sich das TGM-Team ganz herzlich bei unseren Sponsoren für die finanzielle Unterstützung herzlich bedanken. Der Dank gilt unseren folgenden Partnern: