
Starke Vorstellung
Die erste Damenmannschaft der TGM schlägt auswärts den hoch favorisierten und in dieser Saison bisher unbesiegten Tabellenführer.
Autorin: Katja Klenz
Mainz, 11. Januar 2013. Einen Moment lang blickten sich die Spielerinnen der TGM Gonsenheim nach dem verwandelten Matchball fassungslos an, dann stürmten die Auswechselspielerinnen aufs Feld und das Team bejubelte gemeinsam mit Trainer Thomas Neumann den unverhofften 3:2-Sieg. Der Verlierer des Matches war niemand anderes als der in der Oberliga in dieser Saison bisher ungeschlagene SV Steinwenden, dessen bisher letzte Niederlage saisonübergreifend mittlerweile elf Monate zurückliegt. Und die Mainzerinnen hatten gesiegt, obwohl sie ohne wichtige Stammspielerinnen auf der Zuspieler-, Libero- und Diagonal-Position angetreten waren.
Dabei scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Anfang Februar 2012 waren die Mainzerinnen zuletzt in die Pfalz gefahren, um gegen den SV Steinwenden anzutreten. Eine komplette Hinrunde war der Gegner bis dahin ungeschlagen geblieben und auch damals deutete alles auf eine Niederlage der Mainzerinnen hin. Mit einer taktischen Meisterleistung gewann die TGM jedoch das Spiel und fügte Steinwenden mit 3:1 die erste und bis zuletzt einzige Niederlage der Saison zu. Als Tabellenzweiter folgte das Mainzer Team dann dem SV in die Oberliga
Fast exakt elf Monate später herrschte eine ähnliche Ausgangssituation. Erneut traten die Mainzerinnen gegen den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer SV Steinwenden an. Der kleine Unterschied zum vergangenen Jahr: Mainz lag zum Zeitpunkt des Spiels mit gerade mal zwei Siegen aus neun Spielen auf dem drittletzten Tabellenrang. Kaum jemand erwartete daher wohl ein Spiel „auf Augenhöhe“ und in der Lokal-Presse war bereits die Rede von einem Pflichtsieg der Pfälzerinnen.
Aufgrund vieler Ausfälle – die Zuspielerinnen Anke Ruetz und Katrin Krafft sowie Libera Martica Baumert fehlten krankheitsbedingt, Diagonalangreiferin Stef Retzmann urlaubsbedingt und Mittelblockerin Maren Stahl hatte aus beruflichen Gründen vorzeitig die Saison beendet – musste Trainer Thomas Neumann sein Team erheblich umbauen. Er konnte jedoch die Ausfälle dank der homogenen Leistungsdichte im Kader kompensieren. Steinwenden bot hingegen die komplette Stammbesetzung auf und spielte in der seit Wochen gewohnten Aufstellung.
Im ersten Satz zeigte sich schnell, dass Steinwenden die bisher gezeigte Dominanz in der Oberliga fortsetzen wollte. Das Team begann mit dem bestens bekannten, geradlinigen und druckvollen Spiel. Die Mainzerinnen bekamen die aggressiven und variablen Angaben des Gegners nicht unter Kontrolle und brachten weder einen vernünftigen Spielaufbau zustande noch Druck in die Angriffe. Hinzu kam eine große Anzahl an Eigenfehlern. Mit 25:14 ging der Satz klar an die Gastgeberinnen. Auch im zweiten Satz punktete Steinwenden nicht selten dank der Fehlerquote der Gäste. Bis zum 9:9 konnten diese den Durchgang noch ausgeglichen gestalten, dann riss abermals der Faden. Der SV zog davon und sicherte sich auch diesen Satz mit 25:17.
Alles sah nach einem kurzen und erfolgreichen Abend für die Gastgeberinnen aus. Auch die Wechsel – der Gonsenheimer Trainer brachte unter anderem Neuzugang Olya Ogorodnikova auf Außen und Anja Kießling, die normalerweise als Spielmacherin in der zweiten Damenmannschaft der TGM in der Verbandsliga den Ton angibt hatten die gewünschte Wirkung verfehlt. Satz drei begannen die Mainzerinnen dann mit veränderter Aufstellung und getauschten Angriffsreihen. Nun fanden nicht nur die Debütantinnen, sondern auch die restlichen Feldspielerinnen besser ins Spiel und boten den Zuschauern eine ausgeglichene Partie. Im Laufe des Satzes setzten sich die Mainzerinnen dank einer stabilen Annahme, druckvoller Angaben und eines taktisch gut agierenden Blocks Punkt um Punkt ab.
Dank der guten Annahme fiel das Zuspiel variantenreicher und überraschender aus und konnten die Mainzerinnen vor allem über die Außenpositionen immer öfter punkten. Block und Abwehr zeigten sich ebenfalls stabiler, wehrten die Steinwendener Angriffe ab oder zwangen den Gegner zu Fehlern. So verdient und deutlich die TGM die ersten beiden Sätze verloren hatte, so verdient holte sich das Team Satz drei mit 25:18. Allein über diesen Satzgewinn freuten sich die Mainzerinnen diebisch.
Der vierte Durchgang entwickelte sich dann zu einem regelrechten Schlagabtausch, beide Mannschaften zeigten ein starkes Angriffsspiel und agierten auf Augenhöhe. Die Mainzerinnen konnten sich zum Satzende beim Stand von 24:21 drei Satzbälle erspielen. Doch Steinwenden konterte, machte mit platzierten Aufschlägen vier Punkte in Folge und hatte selbst Matchball, den die Gonsenheimer Spielerinnen jedoch abwehren konnten. Nach mehreren sehenswerten Ballwechseln verwandelten sie selbst den dritten Satzball zum 29:27, in dem die Feldabwehr einen harten Angriff direkt auf die andere Seite zurückbeförderte und der Ball hinter den verdutzten Spielerinnen aus Steinwenden in der Feldecke landete.
Mit dem Satzausgleich zum 2:2 fühlten sich die Spielerinnen der TGM bereits als moralische Sieger, nachdem sie mit zwei klaren Satzverlusten 0:2 zurückgelegen hatten. Die Entscheidung musste im Tie-Break fallen, in dem sich Steinwenden unbeirrt zeigte und stark begann. Nach einem schnellen 1:4-Rückstand forderte Thomas Neumann in der Auszeit seine Damen zu mehr Mut in den Attacken auf und gab taktische Hinweise zu Block und Feldabwehr. Das Team setzte die Traineransage bravourös um und glich in der Folge aus. Bis zum Spielstand von 12:12 erzielten beide Teams abwechselnd Punkte, bevor das Mainzer Team erstmals 13:12 in Führung ging. Steinwenden antwortete mit zwei Punkten in Folge und hatte beim Stand von 14:13 erneut selbst Matchball, vergab diesen jedoch. Das Mainzer Team war nach der starken Vorstellung in Satz drei und vier zudem nicht gewillt, so kurz vorm Ziel aufzugeben ab und provozierte durch zwei starke Aufschläge zwei Fehler in Folge auf Seiten der Gastgeber. Nachdem Steinwendens Hauptangreiferin den entscheidenden Ball ins Netz geschlagen hatte, feierte die TGM den verdienten, hart erkämpften Sieg.
Trainer Thomas Neumann zum Spiel: „Wir haben Steinwenden als Kollektiv geschlagen. Während die drei Oberliga-Spitzenteams Steinwenden, Landau und Sinzig oftmals von der individuellen Klasse ihrer Toppspielerinnen leben, vertrauen wir auch in Zukunft auf unsere Stärke: Das Team ist der Star! Alle Spielerinnen haben heute ab dem dritten Satz ihre Aufgabe gut gemacht. Die Annahme in der zweiten Spielhälfte war mehr als stabil, die Feldabwehr agierte oft genug erfolgreich, die eigene Blocksicherung funktionierte. Auch das Zuspiel war sicher und die Attacken von allen Positionen endlich so durchschlagsstark, dass der Gegner selten abwehren konnte. Drei Sätze lang war es ein Spiel auf hohem Niveau, in dem beide Seiten mit vielen Angriffen agierten – mit dem besseren Ende für uns. So macht Volleyball in der Oberliga Spaß!“
Es spielten: Anja Kießling, Tammy Adam-Schupritt (Zuspiel); Kerstin Hermes, Olya Ogorodnikova, Sonja Schulz (Außen); Michaela Groß, Nora Trinkner (Diagonal); Katja Klenz, Ina Thomas, Annette von Wilckens (Mitte); Klaudi Neumann (Libera).