Im Gespräch mit …Â unseren TGM-Trainern der 1. Volleyball-Herren Manuel Lohmann und Matthias Mollenhauer
Mit dem Ende der Saison 2021/2022 werden sich auch die Gesichter im Trainerbereich bei unseren 1. Herren ändern. Seit 2019 haben Manuel Lohmann und Co-Trainer Matthias Mollenhauer (seit 2018) die TGM als Trainer der 1. Herren begleitet. Nun übernimmt Thomáz Santos das Ruder.
Dieser Umbruch ist ein guter Zeitpunkt, die beiden A-Trainer noch einmal in den Fokus zu rücken und mit ihnen gemeinsam auf die zurückliegende Saison und bevorstehende Aufgaben zu blicken.
TGM
Das vergangene Jahr war ja wirklich schwierig. Mit großem Engagement habt ihr versucht, bei ständig wechselnden Rahmenbedingungen das Beste rauszuholen. Erzählt mal, wie habt ihr die letzte Saison erlebt?
Matthias
Ja, das war keine einfache Zeit. Wir waren ja schon in der zweiten Corona-Saison. Uns hat Corona in der vorherigen Saison bereits Probleme bereitet und dann ging es in dieser Saison auch so weiter.
Gerade bei wichtigen Spieltagen hat es bei uns durch Krankheit zentrale Spielerausfälle gegeben, beispielsweise bei dem Doppelspiel-Tag in Leipzig und Delitzsch. Zudem hatten wir viele Verletzungsausfälle. Das ging so weit, dass wir in der Rückrunde nicht mehr wettkampfnah trainieren konnten, da waren wir einfach zu wenige. Und wir konnten auch keine externen Spieler einladen, da die Sorge zu groß war, dass wir dadurch das Infektionsrisiko erhöhen. Ich will Corona nicht für alles heranziehen, aber es war dann doch schon so, dass wir krankheitsbedingt und wegen Corona nicht mit voller Intensität trainieren konnten.
TGM
Wie war das dann mit dem Abstieg in die zweite Liga für euch?
Manu
Wir wussten ja schon vorher, dass es schwer werden würde. Und wir haben uns gemeinsam mit der Mannschaft dafür entschieden, es trotzdem zu versuchen. Es ist nicht einfach, als junge Mannschaft stabil zu spielen. Und das musst du halt in der zweiten Liga.
Deswegen ist es für uns als Trainer jetzt nicht total überraschend gewesen. Und auch die Spieler können ihre Leistungsfähigkeit realistisch einschätzen. Ich bin schon einmal mit der TGM abgestiegen und danach sind wir mit Schwung in der nächsten Saison wieder aufgestiegen. Das wäre nun auch zu wünschen. Dazu muss aber dann der Kader für eine dritten Liga stimmen.
Matthias
Wir waren seit 10 Jahren in der zweiten Liga, mit einer einjährigen Unterbrechung. Man muss aber festhalten, dass wir bereits seit einigen Jahren eine Art Erosion von Leistungsträgern hatten.
Vor drei Jahren haben wir mit Tobi Brand einen sehr talentierten Spieler an einen Erstligisten abgegeben. Im Jahr darauf haben wir dann mit Jonas Reinhardt einen weiteren Spieler an einen Erstliga-Verein abgeben müssen. Das ist natürlich auf der einen Seite großartig und macht einen auch stolz. Auf der anderen Seite kannst du solche Spieler nur schwer ersetzen. Zudem haben wir Spieler durch private Gründe und Verletzungen verloren. Wir haben dann Spieler aus unseren Jugendmannschaften eingesetzt. Die haben einen tollen Einsatz geleistet und dabei viel gelernt, wovon sie nun profitieren. Aber natürlich können sie solche spielstarken Spieler nicht ersetzen.
TGM
Ihr habt als Trainer-Team in den letzten Jahren viel erreicht, Spieler entwickelt und gefördert und die TGM als Volleyball-Standort weiter auf der Landkarte etabliert. Jetzt hört ihr beide als Trainer bei den 1. Herren auf. Was sind eure Zukunftspläne?
Manu
Ja, Thomáz Santos wird jetzt übernehmen. Für uns heißt das, dass wir unser Engagement neu priorisieren wollen. Nach 13 Jahren erster Mannschaft möchte ich mehr Freiraum, auch für andere Lebensbereiche. Da freue ich mich drauf. Das kommt zu kurz, wenn man auch Trainer ist. Das heißt auch, dass ich nicht mehr so oft trainieren werde. Da muss ich dann auch sehen, ob ich in der TGM weiterspiele oder ob ich da nach 13 Jahren andere Wege einschlagen werde.
Matthias
Ich möchte mich zukünftig primär auf den Jugendbereich konzentrieren. Das habe ich ja vorher schon gemacht, aber jetzt will ich da meine Priorität reingeben. Zudem stecke ich gerade viel Arbeit und Zeit in die Entwicklung des Landesstützpunktes. Mir liegt viel an der Jugendarbeit, daher ist das für mich ein logischer nächster Schritt.
TGM
Was wünscht ihr Thomáz für sein neues Amt?
Manu
Wir wünschen ihm natürlich alles Gute!! Es wäre toll, wenn er wieder eine echte Winner-Mentalität in der Mannschaft entwickelt. Ich hoffe, dass es beim Start gut anläuft, so dass er mit der Mannschaft die obere Tabelle anpeilt. Dazu benötigt die Mannschaft Selbstbewusstsein, aber auf keinen Fall Arroganz. Nur weil man in der zweiten Liga war heißt das nicht, dass man in der dritten Liga alles rockt.
Matthias
Ich wünsche dem Thomáz nicht ganz uneigennützig, dass er einen guten Kader zusammenbekommt und dass er es schafft, viele junge Spieler einzubauen. Dass er die Abwärtsspirale, in der sich die Mannschaft befunden hat, aufbrechen kann und dass er wieder eine Siegermentalität in der Mannschaft entfachen kann.
Jeder Trainer ist anders und bringt andere Impulse und eine andere Mentalität mit. Auch deswegen ist ein Wechsel eine Chance. Vielleicht schafft er es, in der Mannschaft Knöpfe zu drücken, die wir nicht gedrückt haben in den letzten zwei bis drei Jahren. Kein Trainer ist perfekt, kann und weiß alles und findet immer die richtigen Worte und Übungen. Ich wünsche dem Thomáz, dass er es mit neuen Impulsen und einer anderen Herangehensweise schafft, den Schalter umzulegen und die Mannschaft neu zu inspirieren. Das würde mich sehr freuen, wenn er das schafft.
TGM
Als Trainer bringt ihr viel Leidenschaft und Engagement ein. Warum seid ihr gerne Trainer? Weshalb ist es für junge Leute interessant, sich als Trainer zu engagieren und was sollten angehende Trainer mitbringen?
Manu
Wer Trainer werden will, sollte Freude daran haben, Sportler in ihrer Entwicklung zu begleiten. Außerdem ist es wichtig, dass man sich auf einen verlassen kann.
Als Trainer muss ich auch Spaß daran haben, einen Plan zu entwickeln, den Gegner und die Spieler zu beobachten und Strategien zu entwickeln, sie nach ihren Kompetenzen bestmöglich einzusetzen. Wenn ich es als Trainer schaffe, junge Menschen langfristig für Volleyball zu begeistern, macht mich das glücklich. Und wenn man dann noch schöne gemeinsame Momente hat, gemeinsame Erfolge feiert, sind das prägende Erlebnisse. Das müssen nicht immer Erfolge im Wettkampf sein, das können auch andere gemeinsame Erfahrungen im Team sein.
Es ist total schade, dass sich so wenige Sportler nach ihrer aktiven Zeit engagieren, als Trainer oder auch als Schiedsrichter. Klar, man verdient da in der Regel kein großes Geld, man muss Idealist sein.
Matthias
Für mich als Trainer ist es immer wichtig, dass ich alle Menschen wertschätze. Jeder bringt unterschiedliche Kompetenzen mit. Ich muss diese entdecken und durch mein Trainergeschick weiterentwickeln und im Spiel einsetzen. Als Trainer möchte ich alle im Team für ein soziales, offenes und faires Miteinander begeistern. Als Trainer sollte ich Menschen nicht in Schubladen stecken, offen und objektiv gegenüber jedem sein, alle wertschätzen, mit ihren Fähigkeiten und Problemen und sie dann nach ihren Kompetenzen und Stärken einsetzen. Das ist mir total wichtig. Da kann der Sport einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten, in dem Menschen lernen sich füreinander einzusetzen.
Im Teamsport verabrede ich mich mit meinem Team, ich schenke anderen Menschen verbindlich meine Zeit, so dass wir ein gemeinsames Erlebnis haben. Das haben wir in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen nicht mehr. Auch beim Sport – viele gehen ins Fitnessstudio und machen den Sport nur für sich. Das gemeinsame Erlebnis geht dabei verloren.
In meinem Beruf bin ich auch für die Ausbildung der Assistenzärzte zuständig. Da zählt es genauso, alle gleichermaßen als Persönlichkeit und mit seinen Stärken und Schwächen wertzuschätzen und nach seinen Kompetenzen einzusetzen und zu fördern. Genau das kann man als Trainer gut lernen und dann auch im Beruf einsetzen.
TGM
Herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für euch.
Das Interview führte Wiebke Fabinski, TGM Vorstand Pressearbeit
TGM Volleyball 1. Herrenmannschaft in der Saison 2021/2022
mit Manuel Lohmann (Nr. 9) und Dr. Matthias Mollenhauer (stehend, 1.v.li.)